Freitag, 14. Mai 2010

Vom Gefuehl, das er so liebt IV

“Hoer auf, bitte.”
Laengere Zeit hat sie ihm zugesehen, wie er ihren Arm gestreichelt hat.
“Nicht fein?”
Ein Saeufzer. Sie starrt vor sich hin. Nachdenklich. Schwach:
“Dein Blick verlaeuft sich in der Leere. Du bist wo anders.”

Eine Pause.

Sie schaut ihn an. Ernst. Staerker:
“Und es bin nicht ich, die du streichelst.
Ich weiß nicht wo du bist.
Ich weiß nicht wer ich sein sollte.
Aber was ich weiß, ist, dass keine - keine - Frau der Welt dieses Gefuehl als „fein“ bezeichnen wuerde.”

Sie wartete darauf, dass er etwas sagt.
Stille - Er luegt nicht gerne.
Noch ein enttaeuschter Blick und sie wendet sich von ihm ab, legt sich auf die andere Seite des Bettes, ihm den Ruecken zugewandt.

Erst jetzt spuert er den kalten Luftzug auf seiner Brust, der ihm von der offenen Balkontuere entgegenkommt. Er war wirklich woanders und findet sich gerade erst in dem mit Eichenholz ausgekleideten Zimmer wieder. Die Astloecher in der vom Mond beleuchteten Decke schneiden Grimassen und er probiert sie zu entlarven, wie er es als Kind schon so gern getan hat.
Er dreht sich eine Zigarette, schließt seine Augen und lauscht weiterhin der von Streichern untermalten Klaviermusik.
Ein Schluck Wein – das Paradies.
Der erste Zug einer Zigarette – ein Wunder.
Er mimt das Handwerk eines Dirigenten, seine Zigarette ersetzt den Taktstock.
Alles schwebt,
alles fließt...

Symbiose. Einklang.

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