Montag, 17. Mai 2010

die Glasveranda

Eine Flasche Whiskey.
Eine Flasche Pepsi.
Ein voller Tabak.
Ein Luxus den man sich nicht oft - um nicht zu sagen nie- im teuren Norwegen goennt.

Gedaemmtes Licht.
Nur ich und Freya, die Katze.

Ein Rausch - auf das Leben.
Auf die guten Seiten davon.
Kein Frusttrinken. Kein "Ins-Delirium-Schiessen" weil mans hier nichtmehr aushaelt.

Aus Freude.
Auf mich
und das Leben.

Sonntag, 16. Mai 2010

Ende einer Reihe: Vom Gefuehl, das er so liebt VI

“Ein von hohem Gras/Schilf überwachsener Hügel, im Blickfeld nur der weite Horizont mit schönem, dunklen, blauen Himmel, man kann aber klar und deutlich einen Wasserfall in unmittelbarer Nähe vernehmen und fühlt die Tropfen der Gischt schon auf der Haut, durch bloßes Schließen der Augen... Dann Augen wieder auf, eine volle Umdrehung, fallen lassen ins Gras und nach links schauen und da liegst du...” 


...und er wird es fuehlen, das Gefuehl, das er so liebt.

Samstag, 15. Mai 2010

Vom Gefuehl, das er so liebt V

“Hobos are people who move around looking for work, tramps are people who move around but don't look for work, and bums are people who don't move and don't work. I've been all three”
- Seasick Steve

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Die CD ist zu Ende. Ganz automatisch legt er die Saege zur Seite um die Musik von neuem zu starten. In der Hocke neben dem CD-Player kommt er zum ersten Mal seit einiger Zeit wieder zu Sinnen – raus aus seinen Gedanken.

Er setzt sich auf die alte Holztreppe die vom Keller rauf ins Haus fuehrt und bewundert sein Werk. Alles was er in den letzten 2 – 3 Stunden zusammengebracht hat. Er koennte sich beruhigt selber auf die Schulter klopfen – er denkt sogar kurz daran, aber nein.
Keine Anerkennung.
Anerkennung ist das Boese.
Die -20° machen seinen Atem sichtbar. Noch eine Minute verschnaufen, ein Schluck Wasser und eine neue CD – weiter an die Arbeit.
Er fuehlt sich gut.
Er ist im Rhythmus.
Er mag die Arbeit.
Sie gibt ihm Zeit und Raum zu denken. Ruhe, Freiheit. Und er koennte soviel ueber seine Gedanken erzaehlen, aber er will es jetzt nicht. Kann es jetzt nicht.
Er steckt so tief drinnen in diesem Handwerk, dass er in diesem Moment garkeinen Gedanken daran verschwendet wie er sich gerade fuehlt – aber im Nachhinein wird ihm dieser Moment als einer dieser ganz besonderen in Erinnerung bleiben, und er wird sich immer gerne daran zurueckerinnern. Denn es war Symbiose.
Symbiose und Einklang.

Freitag, 14. Mai 2010

Vom Gefuehl, das er so liebt IV

“Hoer auf, bitte.”
Laengere Zeit hat sie ihm zugesehen, wie er ihren Arm gestreichelt hat.
“Nicht fein?”
Ein Saeufzer. Sie starrt vor sich hin. Nachdenklich. Schwach:
“Dein Blick verlaeuft sich in der Leere. Du bist wo anders.”

Eine Pause.

Sie schaut ihn an. Ernst. Staerker:
“Und es bin nicht ich, die du streichelst.
Ich weiß nicht wo du bist.
Ich weiß nicht wer ich sein sollte.
Aber was ich weiß, ist, dass keine - keine - Frau der Welt dieses Gefuehl als „fein“ bezeichnen wuerde.”

Sie wartete darauf, dass er etwas sagt.
Stille - Er luegt nicht gerne.
Noch ein enttaeuschter Blick und sie wendet sich von ihm ab, legt sich auf die andere Seite des Bettes, ihm den Ruecken zugewandt.

Erst jetzt spuert er den kalten Luftzug auf seiner Brust, der ihm von der offenen Balkontuere entgegenkommt. Er war wirklich woanders und findet sich gerade erst in dem mit Eichenholz ausgekleideten Zimmer wieder. Die Astloecher in der vom Mond beleuchteten Decke schneiden Grimassen und er probiert sie zu entlarven, wie er es als Kind schon so gern getan hat.
Er dreht sich eine Zigarette, schließt seine Augen und lauscht weiterhin der von Streichern untermalten Klaviermusik.
Ein Schluck Wein – das Paradies.
Der erste Zug einer Zigarette – ein Wunder.
Er mimt das Handwerk eines Dirigenten, seine Zigarette ersetzt den Taktstock.
Alles schwebt,
alles fließt...

Symbiose. Einklang.

Donnerstag, 13. Mai 2010

Vom Gefuehl, das er so liebt III

Er dachte nichtmal im Traum daran, heute etwas zu schreiben.
Weil er seit Ewigkeiten nicht geschrieben hat. Weil er dachte er kann es einfach nichtmehr, sich hinsetzen – einfach losschreiben. Vorallem nicht jetzt.

Aber es scheint so, als kann er es.
Versucht, wohl eher.

Denn jetzt sitzt er da, hat den Laptop nochmal hochgefahren.
Und er denkt zurueck an diesen Abend, an die vielen Leute, an die Geschichten. Und er hat die Bilder in seinem Kopf, vom Sonnenuntergang mit dem Containerhafen im Vordergrund, vom Feuer in der Tonne, von R.s und B.s herzhaftem Lachen, vom herzhaften Lachen der anderen Leute bei denen es ihm nicht soviel bedeutet, von den unzaehligen Polstern in der Kueche. Er sieht die Geschichten vor sich, die erzaehlt wurden, er sieht seine Geschichten, die er auf Reisen erlebt hat, und so unzaehlige andere Sachen.
Und jetzt sitzt er da und spinnt Plaene, geht die verschiedensten Szenarien in seinem Kopf durch, spielt alles bis ins kleinste Detail durch, obwohl das doch so absolut nicht seine Art ist. Er hat einfach nur Angst. Angst wieder dort zu landen, von wo er doch eigentlich weg wollte. Aber es waere doch eigentlich ok? Unter Umstaenden? Unter UMSTAENDEN. WUNSCHSZENARIEN. TRAUMVORSTELLUNGEN.
Und er probiert sich zu erinnern, warum er wegwollte.
Und er glaubt er weiss es.
Und er macht sich Gedanken – unzaehlige.
Gedanken. Das Schlimmste. Das Boese.
Und er ueberredet sich dazu jetzt aufzuhoeren
und einfach nur zurueckzudenken, an den Moment in der Kueche, als er die Gitarre in die Hand nahm und beschloss, das Leben eines Reisenden weiterzufuehren.
Und er sieht wieder das herzhafte Lachen
und das Feuer
und die Geschichten
den Abend generell
und DIESEN Moment, als er die Gitarre in die Hand nahm.
Es war sein Gefuehl, SEIN Gefuehl,
und niemand sah es ihm an,
und nichtmal er sieht es jetzt, wo er, wenn er noch nochmal ueber diese Zeilen fliegt HASS auf sich selber und alle gerade getippten Worte bekommt und am liebsten alles loeschen moechte,
aber fuer den Moment war es:
Symbiose. Einklang.

Und das kann er sich nicht nehmen, nicht einmal mit diesem Eintrag.

Dienstag, 11. Mai 2010

Vom Gefuehl, das er so liebt II

"Tut mir leid - aber manchmal - manchmal wird hier einfach nicht geredet, weil Worte ueberfluessig sind, denk ich. Genau das macht es irgendwie aus."
"Achso, ja, habe ich schon irgendwie gemerkt. Die Stille kam mir schon komisch vor, wo doch soviele Leute beeinander sassen, und deswegen wollte ich immer etwas sagen. Aber du hast recht."
"Du magst es?"
"Ja – es ist wunderbar."


Er liegt auf dem Ruecken und wiederholt das Gespraech noch einmal in seinem Kopf. Etwas unsicher war er, die letzten Tage. Es ist das erste Mal, dass er jemanden in die heile Welt dieser Kleinstadt, in diesen Kreis von liebevollen Menschen mitnimmt. In seinen Schutzbunker, wo er er sein konnte – oder zumindest nahe dran. Angst davor, einen Teil des normalen Alltaglebens mit an diesen Fluchtort zu nehmen. Fragwuerdig ob er es mag – wo es doch anders – und es gibt kein Wort das es besser beschreibt als “anders” - ist. Fragwuerdig ob sie es moegen, wo doch ER im Gegensatz so anders ist.

Wunderbar also. Er glaubt ihm.
Jetzt liegt er in diesem unbeschreiblich gemuetlichen Raum, mit unzaehligen Polstern und Decken.
Wunderbar also. Anscheinend wirklich – geht dort nicht anders.
Und er versetzt sich zurueck an seinen ersten Tag an dem Fluchtort.
Und er fuehlt das gleiche Gefuehl wie damals.
Und er glaubt ihm, dass er es auch annaehernd fuehlt – Es geht ja eben garnicht anders dort.
Und er mag es – wunderbar sagt er.
Und die Maedels lieben ihn.

Wird dieser Ort beim naechsten Besuch noch der selbe sein, nach diesem grossen Schritt?
Wahrscheinlich nicht. Ziemlich sicher sogar.
Aber das ist jetzt egal.
Er dreht sich zur Seite. Und fuer den Moment, auch wenn nur fuer die paar Minuten bevor er einschlaeft:
Symbiose. Einklang.

Montag, 10. Mai 2010

Post #65, eine Reihe: Vom Gefuehl, das er so liebt I

Reizueberflutung. Es sind nur noch ein paar Schritte bis er vor Ueberwaeltigung nahezu zusammenbricht. Zu Boden gebracht. Auf den Knien verweilend - ungewisse Zeit lang. Gedanken der letzten Tage, die sich wiederholen, uebereinander legen, schneller werden, sich bis in die unendliche Lautstaerke steigern und mit einem nichtvorhandenen Knall, dem grossen Finale, in kompletter Stille enden. Sekunden lang kein Ton. Er sieht sie, die Voegel. Kein Ton. Er sieht die Bewegung des Windes und des Wassers. KEIN Ton.

Den Kopf leer, den Traenen nahe. Laecheln.

Erst jetzt beginnt er, alles richtig wahrzunehmen. Es RICHTIG wahrzunehmen – es fuehlen zu koennen. Jeden noch so kleinen Stein, jeden Wassertropfen der dort unten in der kleinen Schlucht seinem Weg folgt. Jede einzelne der tausenden von Dotterblumen und den Wind der sie schaukeln laesst. Alles.
Er geht weiter, durch Schluchten und Taeler. Sieht Wasserfaelle, sieht Seen im fruehesten Stadium ihres Entstehens. Sieht Steinformationen und Farben, sieht Leben ueberall. Allein, kilometerweit. Noch nie im Leben war er so klein. Noch nie SO gross. Unbedeutend und doch wichtigster Bestandteil in diesem Dasein. Gegensaetzliche Kraefte und Gefuehle– Maechte - die aber doch an einem gemeinsamen Strang ziehen. Auf dem Gipfel eines kleinen Berges ist der vorerstige Hoehepunkt erreicht.
Er laesst sich nieder.
Die Melodien und Gedanken die sonst seinen Kopf bestimmen verschwunden. Der Weltschmerz, das Leid, die Stimmen wie ausradiert – nie existent. KEINE WORTE um zu beschreiben was er in diesem Moment fuehlt, KEIN SINN es in Worte fassen zu wollen, kein Sinn sie zu lesen. Am ehesten, und doch nicht mal annaehernd:
Symbiose. Einklang.